An und für sich hat Vodafone ja einen wirklich modernen Ansatz in die aktuelle Kampagne gepackt. Moderne Testimonials u.a. aus der Web 2.0 Szene, kombiniert mit dem Slogan „Es ist deine Zeit!“
Je nach Standpunkt kann man sich die berechtigte Frage stellen: „Ist es meine Zeit, die es kostet?“, „Wie nutze ich meine Zeit bestmöglich?“ oder „Ist meine Zeit jetzt gekommen?“
Ich frage mich allen Ernstes aus einer betont kritischen Warte des Web 2.0 (gerade weil auch ich einen Teil meines Einkommens mittels Web 2.0 bestreite), ist die Zeit für eine solche Kampagne schon gekommen, sprich ist das Web 2.0 schon reif für diese Werbung?
Dass Vodafone zum Start der Kampagne keine wirklich spannenden Datentarife hatte und die Kampagne nach dem Kommunikations-Schema AIDA (attention-interest-desire-action) bereits irgendwo zwischen attention und interest stockte, weil der Mainstream die neuen Köpfe der Kampagne ohne Erklärung überhaupt nicht kennen konnte und somit einen Teil der Kernaussage nicht versteht, ist die eine Seite.
Dass aber die anderen Seite, der Nicht-Mainstream, sprich die Web 2.0 Community mittlerweile die eigene Propheten aus dem Land jagt und ihnen Verrat vorwirft, nervt mich gewaltig.
Von „Seele verkaufen“ bis „nicht mehr glaubhaft“ war alles dabei, einzelne Beleidigungen oder Diffamierungen will ich gar nicht aufgreifen.
Warum wird jetzt Multiplikatoren wie Sascha Lobo oder Ute Hamelmann vorgeworfen, sie seinen käuflich? Logisch sind sie käuflich, wie jeder Mensch, der seine Zeit an seinen Arbeitgeber verkauft. Aber warum der Vorwurf?
Als Unternehmer oder Freiberufler bewegt man sich im Wirtschaftkreislauf nicht wirklich anders als normale Arbeitnehmer. Man ist ein Rad des gesamten Zyklusses, sprich die eigene Arbeitsleistung wird gegen Bares eingetauscht, geschenkt bekommt man sicher nichts, nicht einmal vom Staat (Ausnahme Banken und Autokonzerne, in Ansätzen auch noch Einzelhandelskonzerne), wenn sich das „Leer-Volumen“ des Kühlschrankes bereits Mitte des Monats deutlich ausgedehnt hat.
Es wäre doch das deutlich bessere Signal aus des Szene gewesen, sich mit den Testimonials zu freuen, zum einen, weil die nachhaltige Monetarisierung, die ja so extrem schwer im Bereich des Web 2.0 ist, endlich einmal in nennenswerten Honoraren umgesetzt worden ist.
Zum anderen weil die Szene einen Push erlebt, wie ihn eben nur eine 100 Mio Euro Kampagne bewirken kann.
Die Frage, was die Funktion der neuen Köpfe des Web 2.0 ist, sein gestattet:
Was sind z.B. Blogger neben ihrer meinungsbildenden Multiplikator-Eigenschaft? Im Prinzip sind sie freie Journalisten, die KEIN Geld von ihren Redaktionen und Lesern bekommen. Von daher müssen ganz zwangsläufig alternative Geldquellen realisiert werden.
Und warum soll man dann an einer Kampagne, die sich eindeutig positiv auf die eigene Branche und Community auswirkt, nicht partizipieren, gerade dann, wenn man ihr sein Gesicht leiht, oder den Iro.
Wenn man den omnipräsenten Neidfaktor, der ja in keinem Bereich in dem erfolgreiche Menschen agieren fehlen dard, nicht wegdiskurieren ist, einmal außen vor lässt, bleibt bei mir noch immer die Frage offen, ob die Web 2.0 Community wirklich reif dafür ist, sich die eigenen Anstrengungen wirklich monetarisieren zu lassen. Sicher der Grat ist schmal, aber der erste Schritt ist schon einmal in die Szene-Hose gegangen.